Wilde Ehe adé – Unsere Gartenhochzeit

Manche Frauen träumen schon seit sie ein kleines Mädchen sind von ihrer Hochzeit. Malen sich alles bis ins kleinste Detail aus und stürzen sich nach dem Antrag direkt in die Planung. Versteh’ mich nicht falsch. Das ist völlig in Ordnung. Doch jeder Jeck ist anders. Und so gehörte ich nie zu den Frauen, die sich in einem weißen pompösen Hochzeitskleid zum Altar schreitend sehen konnten. Vielmehr war ich schon als Gast beim Auftritt der Bräute immer schrecklich mit aufgeregt, sah sie vor meinem inneren Auge stolpern und über ihre Schleppen stürzen. Zum Glück ist das nie passiert. Doch konnte ich mir selbst nie vorstellen, einmal Braut zu sein. 

Frage Nummer Eins: Wie soll die Hochzeit aussehen?

14 Jahre waren wir ein Paar und seit einem guten Jahr Eltern, als mich mein Freund mit einem Heiratsantrag überraschte. Danach sollte es noch einmal 1 1/2 Jahre dauern, bis ich den Titel „Verlobten“ gegen den der „Ehefrau“ eintauschte. 

Die Vorstellungen von unserer Hochzeit schienen erst einmal zwischen uns Verlobten ziemlich auseinander zu gehen: Während er sich eine große Feier mit vielen Gästen wünschte, stehe ich nicht so rasend gerne im Mittelpunkt. Ich mag es ruhig und entspannt. Auch einfach „Durchzubrennen“ erschien mir reizvoll. Heimlich auf einer Reise zu heiraten, nur wir zwei und unser Sohn. Es dauerte mehr als ein halbes Jahr bis wir den Rahmen unser Hochzeit feststeckten: Wir einigten uns auf eine standesamtliche Trauung im Familien- und Trauzeugenkreis und eine anschließende Party mit den Freunden. 

Terminlich sollte die Hochzeit in den Sommermonaten stattfinden, damit es schön warm ist und wir den ganzen Tag im Garten feiern können. Einen Tag in den Sommerferien schien perfekt.

Wir entschieden (und bekamen die Erlaubnis :-)) die Hochzeit im Garten meiner Mutter und ihres Mannes zu feiern. Mit seiner Größe und Anordnung ist es der perfekte Hochzeitsgarten. Wir kauften ein großes, weißes Festzelt, das unsere knapp 40 Gäste vor Sonne oder Regen schützt. Bei einem Partyverleih mieteten wir einfache, aber neuwertige Bierzeltgarnituren. Über Ebay Kleinanzeigen kaufte ich ein Vintagegeschirr, bei dem jedes Kaffeeset anders aussieht. Die Bierzeltagarnituren statte ich mit selbstgenährten Tischläufern aus Jute und Spitze aus. Für jeden Gast bastelte ich ein Namenskärtchen, das ich mit Lavendel aus dem Garten schmückte. Einweggläser unterschiedlicher Größen beklebte ich mit Spitzenband, die als Vase und Teelichterhalter dienten. Lichterketten im Festzelt und im ganzen Garten ließen in der Dämmerung eine schöne Atmosphäre aufkommen.

Aus unseren Fotos aus mittlerweile 16 Jahren bastelte ich Fotogirlanden und hängte sie an einen Baum. Alleine das Aussuchen der Fotos war für mich wie eine Reise in die Vergangenheit. 

Meine Mutter und ihr Mann organisierten eine Bar, an der abends Gin Tonic und Moscow Mule gemixt wurden.

Frage Nummer Zwei: Was soll es zu Essen geben?

Beim Thema Essen waren wir uns schnell einig, dass es kein klassisches Hochzeitsbuffet geben sollte. Stattdessen kam mir spontan die Idee, unserem Lieblingsmexikaner von der Bay Area Burrito Company zu fragen, ob er das Catering für unsere Hochzeit übernehmen würde. Seit Martins Auslandsstudium in San Diego und meinem Besuch dort liebten wir die mexikanischen Burritos. Zum Glück eröffnete Jon vor sieben Jahren seinen Burritoladen.

Und so stand der Chef persönlich in unserem Garten und servierte uns mit einem Kollegen Burritos und Naked Bowls zum Abendessen. Für manchen Gast der ältere Generation war diese Art des Essens sicherlich neu und ungewöhnlich, doch es schien allen geschmeckt zu haben!

Frage Nummer Drei: Was ziehe ich an?

In einem klassischen Brautkleid habe ich mich nie gesehen. Allein die Investition für nur einen einzigen Tag erschien mir nicht sinnvoll. In der Zeit des Lock Downs bestellte ich mir weiße (Sommer-) Kleider aus dem Internet. Schließlich hatten alle Geschäfte zu. Doch keines dieser Kleider gefiel mir. Dabei waren es bestimmt 20 Verschiedene, die ich anprobierte. Auf der Plattform „Kleiderkreisel“ stieß ich dann auf einen weißen Jumpsuit, den ich sofort mochte. Ich machte mit der Verkäuferin aus, dass sie ihn mir gegen eine Anzahlung zuschickte und ich ihn ggf. zurückschicken konnte, wenn er nicht passt. Mir gefiel die Vorstellung, zu meiner Hochzeit etwas zu tragen, was zu diesem Anlass bereits schon mal getragen wurde. Als der Jumpsuit bei mir zu Hause ankam und ich ihn anprobierte, gefiel er mir auf Anhieb. Zwar musste ich beim Schneider noch das ein oder andere ändern lassen, doch die Entscheidung war gefallen: er sollte es werden.

Für die Taille bestellte ich mir noch einen einfachen goldenen Gürtel als Eyecatcher. Eine passende Tasche und Schuhe hatte ich bereits im Kleiderschrank.

Da ich meine Haare im normalen Alltag in neun von zehn Fällen offen trage (außer beim Sport), wollte ich für meine Hochzeit eine besondere Frisur haben. Etwa zehn Tage vorher machte ich einen Termin in einem Salon bei uns um die Ecke aus. Ein paar Tage vorher traf ich mich mit der Frisörin, um die Frisur zu besprechen. Auf ein Probestecken verzichtete ich und vertraute, dass sie es schon passen würde. 

Am Morgen der Hochzeit…

Mein Verlobter und mein Sohn quartierte ich für die Nacht vor der Hochzeit zu meinen Schwiegereltern aus. So konnte ich morgens in Ruhe aufstehen, eine Runde Yoga machen und zum Frisör gehen. Dass ich nicht die Ruhe in Person war wie ich dachte, stellte ich fest, als ich dort ankam und mein Portemonnaie vergessen hatte. Zum Glück war es kein Problem und wir konnten trotzdem anfangen. 

Entschieden hatte ich mich für eine lockere Hochsteckfrisur mit drei seitlichen Gänseblümchen. Eine Seite ließ ich außerdem flechten. Der Frisörbesuch dauerte circa 1 1/2 Stunden, da wegen der besonderen Corona- Situation zuerst die Haare gewaschen und anschließend geföhnt werden musste. Ich genoss es, schön gemacht zu werden. 

Das Make up machte ich selbst. Da ich mich im Alltag eher wenig schminke und mich schnell „überschminkt“ fühle, war mir das einfach lieber. Bei Pinterest suchte ich mir eine Schminkanleitung aus, nach der ich mich an dem Morgen schminkte. In der Drogerie kaufte ich mir vorher passenden Nagellack und Lippenstift. Vor Aufregung vergaß ich letztendlich, den Lippenstift aufzutragen.

Die standesamtliche Trauung…

Meine Mutter und ihr Mann holten mich nach dem Frisörtermin ab und fuhren mit mir zum Standesamt ins Historische Rathaus. Vorher sprang ich noch schnell beim Frisör rein, um meine Schulden zu begleichen. Als wir relativ pünktlich am Standesamt ankamen, waren bereits eine Gäste da. Von meinem zukünftigen Ehemann und meinen Sohn war jedoch nichts zu sehen. Ich wurde ungeduldig und sorgte mich, ob jemand vielleicht kalte Füße bekommen hatte. Umso erleichterter war ich, dass die beiden kurze Zeit später da waren. 

Als ich die beiden in ihrem Partnerlook mit den weinroten Hosenträgern und Fliegen, den weißen Sneakers und den beigen Hosen sah, schossen mir die Tränen ins Auge. Meine Trauzeuginnen hatten mir einen Brautstrauß aus wilden Blumen zusammengestellt und den beiden Jungs passend dazu Anstecken gebastelt.

Von einer der Standesbeamtinnen wurden zuerst wir als Brautpaar mit unserem Sohn und unsere beiden Trauzeugen in das Rathaus geführt. À la Corona mussten wir beim Hineingehen Masken tragen und unsere Hände desinfizieren. Als wir unsere Plätze eingenommen hatten, wurden unsere 16 Gäste reingeführt. Die Anzahl war beschränkt und die anderen musste leider draußen auf uns warten.

Die Zeremonie war kurzweilig und persönlich. Ich war doch ganz schön aufgeregt und hielt zitternd die Hand meines Zukünftigen. Umso glücklicher und erleichtert war ich als wir der Trausaal als Ehepaar verließen. Unser Sohn saß bei der Trauung zuerst auf Oma „Marionks“ Schoß und brabbelte fröhlich etwas von der Wandbemalung. Dann schien ihn die Situation doch etwas einzuschüchtern. Er wollte auf meinen Schoß und vergrub seinen Kopf in meiner Halskuhle.

Statt Eheringe haben wir uns im Vorfeld dazu entschieden, Anhänger mit Ketten aus Gold gravieren zu lassen. Dazu entwarfen wir ein Logo aus unseren beiden Anfangsbuchstaben. Auch der kleine Mann bekam einen Anhänger mit seinem Namen. 

Vor dem Standesamt wartete der zweite Teil unserer Gäste. Unsere beiden Eltern hatten einen Sektempfang mit Häppchen organisiert, der vor dem VW- Bus meiner Trauzeugin und ihrem Mann stattfand. 

Die Gartenparty…

Anschließend ging es zur Gartenparty zu Kaffee und Kuchen, wo wir die schöne selbst gebackene Hochzeitstorte meiner Schwiegermutter und die leckeren Kuchenspenden der Gäste verspeisten. Obwohl im Vorfeld leichter Regen angesagt war, war das Wetter mit angenehmen sommerlichen Temperaturen perfekt. Erst um 22 Uhr tröpfelte es für etwa fünf Minuten.

Als Überraschung meiner Mutter für uns konnten sich unsere Gäste auf einem Gästebuchglobus und mit einer Polaroidkamera verewigen.

Für uns als Brautpaar verging der Tag wie im Fluge und auch unsere Gäste schienen sich miteinander zu amüsieren. Vor dem Abendessen wurden von unseren Trauzeugen Reden gehalten, die wir uns gewünscht hatten. Dabei musste ich mir die ein oder andere Tränen verdrückten.

Mit Einbruch der Dämmerung machte der Mann meiner Mutter ein Lagerfeuer, bei dem die Kinder Marshmallows grillten.

Für uns war der Tag sehr, sehr schön! Wenn auch du deine Hochzeit planst: Feiert sie genau so, wie ihr es für richtig haltet. Dann wird es auch perfekt!

Alles Liebe, deine Lilly 

Ein Kommentar bei „Wilde Ehe adé – Unsere Gartenhochzeit“

  1. Herzlichen Glückwunsch Lilly😍
    Als ich gerade deinen Post auf Facebook entdeckt habe, habe ich mich sofort riesig für euch gefreut! So schön, dass ihr die Feier genauso umgesetzt habt, wie du es dir vorgestellt hast. So soll es auch sein ♥️ Du warst eine wunderschöne Braut und ich wünsche euch beiden alles Liebe 🤗

    Liebe Grüße
    Verena

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