Teil 1: Mit dem Camper durch Australien – unsere Elternzeitreise

Fast ein Jahr ist es nun her: Unsere erste große Reise als Familie. 6 ½ Wochen Roadtrip, 2602 Kilometer und insgesamt 16 Stops liegen hinter uns. Als unser Sohn zehn Monate alt wurde, flogen wir nach Australien, um in einem Camper Van vom Norden in den Süden zu reisen. Dort verbrachten wir gemeinsam die wohl spannendste und intensivste Zeit in unserem ersten Jahr mit Baby.

In diesem Blogartikel möchte ich dich auf meinen ganz persönlichen Rückblick auf unsere Reise mitnehmen.

Cairns

Nach einer 24- stündigen Anreise von Köln nach Frankfurt, über Dubai nach Cairns kommen wir Ortszeit 19 Uhr an. Müde, aber überglücklich fahren wir mit Sack und Pack zu unserer Air Bnb- Wohnung. Das Gefühl ist einmalig, endlich in Australien angekommen zu sein. Tropisches Klima, Palmen und eine riesen Vorfreude auf die nächsten sechs Wochen. Die Umstellung auf die neue Zeitzone geht schnell und keiner von uns Dreien hat einen Jetlag.

Die ersten Tage nutzen wir zur Aklimatisierung, spazieren viel durch die Stadt, besuchen den beeidruckenden botanischen Garten, picknicken und lassen uns einfach treiben.

Auf die Abholung des Camper Vans freuen wir uns schon riesig, sind aber auch etwas nervös, was uns erwarten wird. Zwar habe ich mir zu Hause schon vorzustellen versucht, wie wieviel Platz wir im Camper haben werden. Als er dann jedoch real vor mir steht, bekomme ich einen kleinen Schock. Mit Kinderwagen, Kindersitz, Kraxe, unseren Bagpacks und M.Tasche ist der Wagen bis unters Dach voll. Wie sollen wir hier sechs Wochen leben?

Die erste Nacht ist durchwachsen Wir kommen bei Dämmerung auf dem ersten Campingplatz an und bekommen im Dunkeln das Bett nicht richtig aufgebaut. Die Matratze verrutscht nachts so, dass alle außer M. mit einem Teil des Körpers auf dem harten Holz schlafen. Am nächsten Tag wachen wir mit Rückenschmerzen auf, lösen das Bettproblem im Hellen aber schnell.

Unser erster großer Ausflug soll eine Tour zum Great Berrier Rief werden. Wir entscheiden uns für die familienfreundliche Variante, bei der man mit einem komfortablen Schiff auf eine Plattform auf dem Meer gebracht wird. Von dort aus kann man mit einem U- Boot und glass bottom boat (Glasboden- Boot) das Riff anschauen, sowie in einem abgesperrten Bereich schnorcheln. In der Ticketschlange lernen wir ein älteres Ehepaar aus Melbourne kennen. Wir verstehen uns sofort gut und die beiden passen auf M. auf, sodass Martin und ich Zeit gemeinsam schnorcheln gehen können. Das Korallenriff ist unglaublich schön. Besonders süß ist ein großer Fisch (Napoleon- Lippfisch), den die Australier liebevoll „Wally“ nennen. Er ist so zutraulich, dass Martin ihn sogar streicheln darf.

Port Douglas

Wir fahren weiter südlich nach Port Douglas und ergattern den letzten Stellplatz auf dem Tropic Breeze Caravan Parc von Lynn und Jack, unweit des berühmten Four- Miles- Beach. Die beiden nehmen uns herzlich in Empfang und stehen uns für Rat und Tat zur Seite als M. sein erstes hohes Fieber bekommt. Vor dem Frühstück laufen wir bei Sonnenaufgang mit M. im Babyjogger am Strand. Schmunzelnd denke ich an Martins panisches Gesicht wegen Alligatoren, die aus dem Meer auftauchen und uns angreifen könnte. Tatsächlich bin ich dann diejenige, der das Grinsen im Gesicht stehenbleibt als wenige Stunden nach einem unserer Läufe der halbe Campingplatz zum Strand stürmt, wo ein Krokodil liegt.

Besonders schön sind die Abende, die wir bei Kerzenschein lesend vor dem Zelt verbringen. Tagsüber gehen wir Eis essen oder spielen mit M. am Strand. Es ist das erste Mal, dass er das Meer sieht. Wir machen eine kleine Wanderung durch den Daintree National Parc, wo endlich unsere Kraxe zum Einsatz kommt. Danach fahren wir weiter zu einem Fluss, um auf einer Bootstour, Krokodile zu sehen. M. verschläft die ganze Fahrt. Kurze Zeit später stellen wir fest, dass er Fieber hat und es ihm nicht gut geht. Daher entscheiden wir schweren Herzens, nicht wie geplant zum einige Stunden entfernten Cape Tribulation zu fahren. Dem magischen Ort, an dem der Regenwald und das Great Barrier Rief unmittelbar aufeinanderstoßen.


Palm Cove

Palm Cove wählen wir aus, um von hier aus ein weiteres Highlight zu erleben: Mit einer Seilbahn fahren wir morgens über den ältesten Regenwald der Welt und zum Weltkulturerbe zählend zu einem kleinen Örtchen namens „Kuranda“, wo wir bummeln und gemütlich zu Mittag essen. Nachmittags geht es dann mit einer historischen Eisenbahn durch den Barron- Gorge- Nationalparc zurück zum Ausgangspunkt des Ausfluges. Ein super schöner Tag, bei dem wir alle drei auf unsere Kosten kommen.

Tablelands

Unser Weg führt zurück nach Cairns. Von da aus weiter südlich und ins Landinnere in die so genannten Tablelands zum Granit Gorge Nature Parc. Ein Campingplatz mit Outback- Charakter, auf dessen Gelände verschiedene Tiere, aber vor allem Wallabys leben. Sie sind sehr zutraulich und fressen Futter aus unseren Handflächen. M. ist von den süßen Dingern genauso angetan wie wir und sitzt während unserer Wanderung durch das Gelände glucksend in der Kraxe. Am ersten Morgen wundern wir uns über unsere zerrissenen Mülltüte, dessen gesamter Inhalt sich vor unserem Camper Van verteilt. Unsere Nachbarn gucken uns etwas belustig von oben bis unten an: Täter sind ein oder mehrere Ibisse, die sich auf ihrer nächtlichen Suche nach Essenresten an unserem Müll zu schaffen gemacht haben. Ibisse sind Vögel mit einem spitzen schwarzen Schnabel, die bei den Australiern so beliebt wie die Taube bei uns Deutschen sind. Anfängerfehler…

Mission Beach

Weiter geht es nach Mission Beach, einem kleinen hippen Örtchen an der Ostküste mit ganz viel Charme. Auch hier bekommen wir einen Stellplatz in der Nähe des weitläufigen und breiten Strandes. Unglaublich schön sind die Sonnenaufgänge am Strand. Dabei malen wir Bilder in den Sand, machen Fotos und tanzen mit M. über den Strand.

An einem der Tag machen wir einen Ausflug zu einer kleinen, unbewohnten Insel namens „Dunk Island“. Die Insel ist gerade mal 6 km lang und 2 km breit. Auf der Insel befindet sich nur eine Hotelruine eines ehemaligen Luxusresorts, das von einem schweren Sturm verwüstet und seither nicht mehr aufgebaut wurde. Einige Stars und Sternchen verbrachten dort ihren Urlaub wie uns der Bootsführer erzählt. Mit einem fantastischen Blick über die Insel und Salat aus Plastikdosen verbingen wir unsere Mittagspause auf einer Aussichtsplattform, zu der wir hochwandern.

Townsville

In der Nähe von Townsville besuchen wir das „Billabong sanctuary“, ein 11 Hektar großes Naturschutzgebiet, in dem man vielen einheimischen Tiere nah kommen kann: Wombats, Krokodile, Koalas, Kanguruhs, Schlangen, Wasserschidkröten, und viele mehr. Ein spannendes Erlebnis und ein toller Tag, allerdings mit dem unguten Gefühl, dass auch dieser Ort für die Tiere nur ein Zoo und kein Leben in freier Natur ist.

Airlie Beach

Ein besonders schöner Ort auf unserer Reise ist Airlie Beach. Die Tage dort werden zu meinem ganz persönlichen Highlight. Grund dafür ist ein Schiffsausflug zu den Whitsunday Islands. Erschöpft vom vielen Reise sehnen wir uns zunächst nur nach Ruhe und Entspannung und entscheiden uns daher erst im allerletzten Moment für den Ausflug. Die beste Entscheidung wie sich später herausstellt: Es erwartet uns eine tolle Schiffscrew, die uns zuerst zu einem schönen Schnorchelpunkt auf dem Great Barrier Rief bringt. Martin und ich gehen in unterschiedlichen Gruppen schnorcheln, sodass immer einer von uns beiden mit M. auf dem Schiff bleiben kann. Die Unterwasserwelt ist herrlich. Danach geht es weiter Richtung Whithaven beach, ein langer, feiner Sandstrand mit glasklarem, türkisen Meer, den wir uns von einer Plattform aus ansehen. Wir sind überwältigt von dem Ausblick. Leider ist dort an diesem Tag der Bär los und es somit fast unmöglich, ein Foto ohne fremde Menschen darauf zu machen. Das Gewusel der Touristen tut der Magie dieses wahnsinnig schönen Ortes jedoch keinen Abbruch. Danach werden wir mit dem Schiff zum Stand gefahren. In einer Strandmuschel, die wir uns mit einer anderen Familie teilten, verbringen wir unseren Nachmittag mit Sandspielen.

Rockhampton

Weiter geht es südlich nach Rockhampton. Einer mitelgroßen Stadt, die sich nicht an der Küste, sondern mehr im Landesinneren befindet. Aufregend war die knapp 500 km- lange Fahrt dorthin. Auf der Hälfte der Strecke meldet sich unsere Tankuhr, doch als auch nach einiger Zeit keine Tankstelle in Sicht ist, werden wir etwas nervös. Die einzige Tankmöglichkeit zeigt uns Google maps 15 Minuten von unserer eigentlichen Strecke entfernt und über eine unbefestigte Straße an. Wir verlieren nochmal 30 Minuten auf der ohnehin schon langen Strecke von Airlie Beach nach Rockhampton. Aber hilft ja nix. Was uns erwartete ist eine verlassene, mit einer Stahlkette verschlossene Tanksäule in einem Dörfchen mit ein paar Häusern. Doch das Glück scheint auf unserer Seite zu sein. So kommt kurze Zeit später die Besitzerin angefahren. Sie hält uns eine Standpauke wie wir zur Hölle auf die Idee gekommen sind, die letzte größere Stadt ohne befüllten Tank verlassen zu haben. Mit einem blauen Auge sind wir noch einmal davongekommen.

Drei Kreuze machen wir als wir den vorgebuchten Campingplatz in Rockhampton erreichen. Die Strecke ist nicht nur sehr schwer zu fahren, weil der Highway ausschließlich mehrere Stunden durch das Nirgendwo führt und wir irgendwann Mühe haben, die Augen aufzuhalten. Auch sind es die Känguruhs, die ohne Vorwarnung aus den Bäumen über den Highway hüpfen und uns die ganze Zeit beten lassen, nicht vor unseren Van zu laufen. Wir haben nicht gezählt, aber es sind einige Känguruhleichen, die wir auf diesem Trip sehen.

Rockhampton stelle sich als ein nettes Städtchen mit Country- Atmosphäre heraus. Wir lassen uns durch die Straßen treiben, essen mexikanische Burritos und beobachten das geschäftige Treiben in der City.

Bergfest: Die Hälfte unserer Reise ist nun vorbei und circa 1800 km stehen noch bevor. Zu dieser Zeit ahnten wir noch nicht, dass wir wenige Tage später auf einem kaputten Boot auf hoher See treiben würden. Wie unsere Elternzeitreise weitergeht, erfährst du in Teil 2.

Wie immer freue ich mich über deine Gedanken zu meinem Blogartikel hier oder persönlich bei instagram oder facebook.

Deine Lilly

2 Kommentare bei „Teil 1: Mit dem Camper durch Australien – unsere Elternzeitreise“

  1. Hey lilly,
    Danke für deinen Bericht. Hört sich alles super an. Wie war es denn letztendlich in dem camper zu dritt? Konntet ihr euch denn bewegen? Und was habt ihr gemacht mit dem Fieber? Ist es von allein wieder weggegangen?
    Wir wollen auch gerne mit unserer kleinen einen Camper Trip in Oz unternehmen.

    VG
    Tess

    1. Hi Tess, sehr cooler Plan! Das wird bestimmt grandios!
      Tatsächlich würden wir das nächste mal für mehr Comfort einen größeren Camper wählen. Kinderwagen, Kinderstuhl und der Autositz nehmen viel Platz weg und so mussten wir das Bett immer zusammenbauen, sobald wir den Wagen bewegen wollten. Das war auf Dauer umständlich. Dafür hatte der Camper etwas richtig gemütliches. ☺️
      Da es Mios erstes Fieber war, sind wir nach einigen Tagen sicherheitshalber zur Ärztin gegangen. Wir waren noch einmal froh, ein Land mit einer guten medizinischen Versorgung gewählt zu haben. Anfangs ist man bei den Kleinen ja doch schnell verunsichert und wir wollten sichergehen, dass es eine Viruserkrankung ist.
      Ich wünsche euch eine fantastische Zeit und freue mich, von eurer Reise zu hören! Bei Fragen melde dich gerne.
      LG Lilly

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